BADEN WÜRTTEMBERG - 23.6. bis 8.7.2013

Auf geht’s ins Schwabenland! Bereits vor 2 Jahren haben wir Baden Württemberg einen besuch abgestattet und seit dem lieben wir es. Die lustige Sprache, das gute Essen und Trinken, die stehts netten Leute, die vielen alten kleinen Ortschaften mit ihren Fachwerkbauten, das milde Klima und nicht zuletzt das große Musikfestival "Best of Music" in Bietigheim wollen erneut entdeckt werden. Nicht zuletzt wohnt unsere liebe Irmi in Bietigheim - ha, da können wir 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen. Musik und Irmi - besser geht’s nicht!

Die Anreise führt uns über Augsburg, wo nicht nur das Rathaus seinen goldenen Saal aus dem Jahr 1624 anzupreisen vermag, nein im Industrieviertel Lechhausen ist auch unser Wohnmobilhändler, bei welchem wir vor 7 Jahren unser fahrendes zu Hause erstanden haben. Im Laufe der Jahre hat ein Dachfenster den Dienst quittiert und muss ersetzt werden und die Eingangstüre geht etwas schwer. Eine willkommene Unterbrechung der doch etwas langen Anreise.

Die Wettervorhersage hat für heute Nachmittag Regenschauer prognostiziert und exakt um 16:00 Uhr war es dann soweit. Angeblich soll der Regen auch morgen noch andauern. Wäre schade, denn wir wollten uns die Zeit der Reparatur mit einem Besuch der Altstadt von Regensburg verkürzen. Mal abwarten, vielleicht hat der Wettergott ein Einsehen mit uns.

Einem alten Ritual zu Folge gab es heute die obligate Weißwurstparty, mit welcher seit geraumer Zeit jeder Wohnmobilurlaub anfängt.

24.6.2013
Also ich weiß nicht, welcher Teufel uns geritten hat, aber wir haben uns doch wirklich den absolut unpassendsten Platz zum Übernachten ausgesucht. Direkt neben der Hauptstraße, gerade mal 3 Meter vom Fahrbahnrand entfernt machten wir es uns bequem für die Nachtruhe. Nachtruhe, kann sich ja nur um einen Scherz handeln! Keine 50 Meter weg hätten wir hinter der Halle des Wohnmobil Centers parken können, geschützt vor dem Verkehrslärm – aber trotz besserem Wissens haben wir uns neben die Hauptstraße gestellt und selbst als der Verkehrslärm am Morgen unerträglich wurde, haben wir uns mit dem Schicksal abgefunden anstatt einfach 50 Meter weiter zu fahren. Also kurz und schlecht: es war keine gute Nacht!

Um 9:00 Uhr beginnt der Arbeitstag bei den Wohnmobil Spezialisten und die machen sich auch gleich über unser Schätzchen her. Die klemmende Eingangstür stammt von irgendeiner Feindberührung. Da muss uns hinten rechts mal jemand touchiert haben. Kein Problem für den Mechaniker der nach ½ Stunde den Schaden behoben hat. Danach wird das hintere Dachfenster getauscht und kurz vor Mittag können wir uns, nachdem wir noch ein Kopfkissen für Gerti besorgt haben unsere Weiterreise antreten. Für die gut 220 km brauchen wir über 3 Stunden, denn es sind alles zusammen mehr als 70 km zähfließender Verkehr wegen diverser Megabaustellen. Als heutiges Etappenziel haben wir uns den öffentlichen WoMo Stellplatz in Steinbach an der Murr ausgesucht und achten heute ganz besonders auf ein wirklich ruhiges Plätzchen. Wir sind auf dem großen, direkt an das Flüsschen Murr grenzenden Platz so ziemlich die Einzigen und machen uns nach einer finalen Reparatur der Tür der Nasszelle auf, die Gastronomie des kleinen Ortes zu erforschen. Letztendlich landen wir im Landgasthof Rose – eine sehr gute Wahl wie sich herausstellt. Die Speisen sind sehr schmackhaft und die Portionen werden einem Landgasthof gerecht. Eigentlich pappsatt statten wir beim Heimweg der Bäckerei noch einen Besuch ab und erlegen so im Vorbeigehen noch 4 süße Teile. Also, wenn auch die Sprache hier manchmal gewöhnungsbedürftig ist, an die Leckereien kann man sich schnell gewöhnen. Das Wetter ist noch immer so lala, aber für die nächsten Tage ist Besserung vorhergesagt. Da werden wir dann wandernder und Rad fahrender Weise die zu viel konsumierten Kalorien wieder abarbeiten.

 
 
 

25.6.2013
Es war eine herrlich ruhige Nacht. Das leise Plätschern der Murr diente uns als Schlaflied und erst durch die doch recht frischen morgendlichen Temperaturen wurden wir geweckt. Leider herrschen einmal mehr dunkle Wolken und ein kühler Wind vor und so warten wir bis gegen 10:30 Uhr mit unserem Spaziergang nach Marbach. Ein kleiner Wander- und Fahrradweg verbinden die beiden Orte und in knapp einer Stunde stehen wir, begleitet von einem ordentlichen Regenguss, in der Altstadt von Marbach. Diese ist wie ausgestorben. Angesichts des schlechten Wetters können weder das Geburtshaus Schillers noch die anderen liebevoll restaurierten Fachwerkbauten neugierige Besucher anlocken. Es ist kurz nach 12:00 Uhr und wir wollen uns in dem kleinen aber feinen Lokal „zur Stiege“ in einer kleinen Seitengasse das weltbeste Wienerschnitzel einverleiben – allein es bleibt beim wollen. Ausgerechnet heute am Dienstag haben die Herrschaften Ruhetag. Also stolpern wir beim Italiener rein und werden mit einer wunderbaren, leckeren Pizza belohnt. Auch hier kaum Gäste, irgendwie wirkt die Szenerie makaber. Ein Kleinod deutscher Baulichkeit und Geburtsstadt Schillers und keine Touristen lassen sich blicken. Auch wir machen uns wieder auf den Heimweg. Das Wetter will und will nicht besser werden, graue Wolken hängen tief und die nicht gerade berauschenden Temperaturen wirken bei dem Wind noch kühler. Wir verschanzen uns für heute im Wohnmobil, Decken und Schlafsack garantieren kuschelige Wärme und morgen soll es ja angeblich freundlicher werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt und wir freuen uns bereits auf Bad Wimpfen und einige andere sehenswerte Orte nördlich von Heilbronn.

Kurzer Nachtrag: Nachdem gegen 17:00 Uhr sich kurz die Sonne zeigte hat es um 18:00 Uhr wieder stark zu regnen begonnen. Temperatur gefühlte 10°. Zu allem Unglück haben wir auch seit heute Nachmittag kein Internet mehr. Der Surf-Stick von Dragan verweigert einfach den Dienst! Angeblich ist morgen hier ein Feiertag. Da sind dann die Geschäfte zu und wir können uns keinen neuen Stick fürs Internet zulegen. Am Handy geht das Internet leider auch nicht obwohl extra ein Datenroaming Paket aufgeladen wurde. Irgendwie ist da heuer ein Wurm drin – ein Monsterwurm!

 
 
 

26.6.2013
2 Gute Nachrichten gleich mal zu Beginn: Heute regnet es nicht und das Internet arbeitet wieder – hurra! Beim Bäcker wird ein frischer Laib Vesperbrot erstanden und gegen 10:00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Bad Wimpfen. Am Ortsende von Steinbach an der Murr lockt uns der hiesige Aldi und DM und wir können unsere Vorräte wieder auffüllen. Außerdem werden so wesentliche Dinge wir Schokoküsse, Erdnüsse und bayrischer Senf gebunkert. Gemütlich fahren wir die knapp 50 km bis nach Bad Wimpfen, einem recht idyllisch am Neckar gelegenen Städtchen. Unser Stellplatzführer hält unter anderem einen Stellplatz beim Gesundheitszentrum bereit welcher plötzlich 8 Euro pro Nacht kosten soll. Laut Führer sollte der gratis sein. Also wird nur mal eben geparkt und wir machen uns auf die Stadt zu erkunden. Die Altstadt ist Gott sei Dank Fußgängerzone und wir bewundern die liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser, Wehrtürme und die Stadtmauer. Beim imposanten blauen Turm steht die Tür ganz weit offen und ein Schild weist darauf hin, dass der Turm (gute 60 m und mehrere 100 Stufen hoch) besichtigt werden kann. Das Ganze für 1,50 Euro. Nachdem sich kein Kassierer blicken lässt nehmen wir mal die ersten paar Stockwerke in Angriff. Noch immer nichts zu zahlen – ha, da haben wir wohl Glück gehabt! So geht es Stockwerk um Stockwerk höher, bis wir nur mehr 2 Stockwerke vor uns haben. Plötzlich erklingt ein zartes Glockengeläut und eine Kassiererin schaut aus einem kleinen Fenster und kassiert die 3 Euros für uns Zwei. 30 Stufen vor der Turmspitze ab zu kassieren ist wirklich raffiniert! Auf meine Frage, ob es denn da oben auch was zu sehen gäbe antwortete die Kassiererin: Ja natürlich, oder glauben Sie ich bin die einzige Sehenswürdigkeit hier im Turm! 1:0 für die schlagfertige Dame. Oben angekommen haben wir einen fantastischen Rundblick über Bad Wimpfen und das Neckartal. Wir schlendern noch durch die Gassen dieses malerischen Ortes und kommen so gegen 14:30 wieder auf unserem Parkplatz beim Gesundheitszentrum an. Also hier bleiben wir nicht, schon gar nicht für 8 Euro komplett ohne Gegenleistung. Unser schlauer Führer verweist auf einen anderen Stellplatz, auf der anderen Seite des Flusses in der Ortschaft Offenau. Nach wenigen Minuten erreichen wir diesen Platz, direkt am Neckar wunderschön gelegen. Die Linden blühen gerade und ein herrlicher Duft erfüllt die Luft. Nach einem kleinen Erkundungsgang sammeln wir noch ein paar der duften Blüten und setzen uns einen wohlschmeckenden Lindenblüten Tee auf. Wunderbar, erwärmend, Natur pur. Dazu eine kleine Jause mit dem morgendlichen Vesperbrot – Herz und Magen was willst du mehr. Gegen 17:00 Uhr machen wir es uns gemütlich – die Sonne hat unser WoMo gut temperiert oder ist es der Lindenblütentee der für die wohlige Wärme sorgt? Egal, morgen soll es angeblich schon wieder vorbei sein mit dem schönen Wetter und sollte es so kommen, werden wir wohl eine Wanderung nach Gundelsheim und zur Burg Guttenberg unternehmen. Das sind alles zusammen maximal 20 km und sollte selbst bei Regen mit Schirm machbar sein.

 
 
 
 
 
 

27.06.2013
Der Stellplatz ist perfekt! Die Dorfjugend hat am Abend das Neckarufer bevölkert (ohne Radau zu machen), die Lastkähne haben ihre Frachten flussauf und –ab transportiert und pünktlich mit Eintritt der Dunkelheit legte sich Frieden und Stille über unseren Platz. Lediglich die Glocken der Dorfkirche sind leise zu hören. Der Himmel zeigt sein vertrautes Grau, aber es regnet (noch) nicht. Gegen 10:00 Uhr machen wir uns zu Fuß auf nach Gundelsheim. Eine kleine verträumte Straße verbindet die beiden Orte und führt durch rein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Sehr zur Freude von Gerti gibt es hier jede Menge Kirschbäume entlang des Weges. Ein besonders großer, alter Baum – voll behangen mit prächtigen Kirschen hat es ihr angetan. Nach einer kurzen Labepause geht es dann weiter und wir erreichen nach gut einer Stunde Gundelsheim. Dominiert wird Gundelsheim vom Schloss H…, welches eingefriedet von seinen Wehranlagen an höchster Stelle des Ortes thront. Die alte Schlossmauer lässt erahnen, welch uneinnehmbares Bollwerk dieses Befestigungsanlage darstellte. Die schmucke Altstadt kann leider Mangels Sonnenschein ihren Charme nicht ausspielen und am Horizont ziehen dicke schwarze Wolken auf. Wir beschließen angesichts der tristen Wetterlage den Besuch der Burg Guttenberg zu prolongieren und nehmen den kürzeren, direkten Heimweg in Angriff. Alsbald beginnt es zu regnen, nicht stark, aber stark genug dass es ohne unsere Schirme nicht geht. Einmal mehr kommen wir an dem prächtigen Kirschbaum vorbei und das zuvor bei Lidl organisierte Plastiksackerl wird flugs mit herrlich roten Kirschen gefüllt. Zu Hause angekommen sammelt Gerti noch rasch ein paar frische Lindenblüten und macht einen sehr wohlschmeckenden Tee der die Glieder wärmt. Was machen wir noch mit dem abgebrochenen Nachmittag. Erst mal teetrinken und nachdenken – es wird uns schon noch was einfallen. Alea iacta est! Da sich das Wetter (zumindest vorübergehend) bessert, beschließen wir Bad Wimpfen einen weiteren Besuch ab zu statten. Per Pedes, immer am Neckar entlang, diesen querend und dann ein gutes Stück steil bergan und schon stehen wir vor den Fresstempeln der mittelalterlichen, charmanten Stadt. Wir inspizieren die einzelnen Lokalitäten und entscheiden und dann für d’Dobel – nein, kein Schreibfehler sondern ein ganz gemütliches Wirtshaus hier in Bad Wimpfen. Wir sind die einzigen Gäste die was essen wollen, die beiden Typen am Tresen trinken nur und öden sich an. Die Speisekarte ist überschaubar und favorisiert neben schwäbischen Maultaschen in jeder Art Schnitzel mit Soße! Während es draußen zu schütten beginnt fällt unsere Wahl auf Schnitzel (ohne Soße). Dazu ein regionales Bier (der Wein kostet knapp 4 Euro – der einheimische – die spinnen die Wimpfener), eine sehr gute Wahl. Schnitzel sehr gut, Bier süffig, das alles für 23,40 – wohl bekomm‘s! Kurz bevor wir wieder bei unserem Stellplatz ankommen beginnt es erneut zu regen und wir schaffen es gerade noch fast trockenen Fußes bis nach Hause. Trotz des wechselnden Wetters ein gelungener Tag. Ca. 20 km gewandert – größtenteils im Trockenen – gut gegessen, schöne Ortschaften besucht und einmal mehr begeistert von der überwältigendem Natur. Morgen wird es weitergehen, über Schwaigern (Wasser muss gebunkert werden) nach Brackenheim, dem bekannten Weinort.

 
 
 
 
 
 

28.06.2013
Entgegen den angekündigten Niederschlägen empfängt uns der Morgen mit Sonnenschein. Es ist zwar noch recht frisch bei lediglich 8 Grad aber mit der Sonne ist das ok. Bei unserer gestrigen Wanderung haben wir einen Nussbaum entdeckt, der im Gegensatz zu den österreichischen Nussbäumen jede Menge grüne Nüsse trägt und die brauchen wir ganz dringend für unseren legendären Nussschnaps. Schnell sind die Nüsse gesammelt und werden im Gemüsefach des Kühlschranks frisch gehalten. Beim Bäcker erstehen wir noch ein Besenbrot – ein halbweißes Brot, das in den Besenwirtschaften (Heurigen) zur Jause gereicht wird. Es ist bereits 10:30 Uhr bis wir uns endlich auf den Weg nach Schwaigern machen um Wasser nachzutanken. Schwaigern liegt grad mal 20 km von Offenau entfernt und besticht doch durch eine völlige andere Umgebung. Hügeliges Land, extrem landwirtschaftlich geprägt, schöne Wälder und perfekte Wanderbedingungen verleiten uns dazu hier länger zu verweilen als beabsichtigt. Nach einem ausgiebigen wunderschönen Spaziergang genießen wir die Annehmlichkeiten, welche uns auf dem hiesigen Stellplatz erwarten. Gratis Strom, Wasser und ein sehr angenehmer Stellplatz überzeugen uns hier zu bleiben und nicht nach Brackenheim weiter zu fahren. Heute kochen wir mal wieder selbst (Eierspeise mit Schinken und Tomaten) und genießen einen herrlich faulen Nachmittag. Ein kleiner Bummel in den Ort bringt nicht viel, das Eis ist nicht empfehlenswert. Morgen werden wir weiter fahren nach Illingen, welches am Samstag und Sonntag das 40. Dorf- und Kelterfest feiert. Zufällig haben wir davon im Internet erfahren und natürlich lassen wir uns so was nicht entgehen. Einen WoMo Stellplatz soll es auch geben - neben der Bahn, aber laut wird es sowieso werden.

 

29.06.2013
Gegen 6:00 Uhr weckt mich das so vertraute Geräusch leichten Dauerregens auf das Dach des Wohnmobils. Ein kurzer Rundblick – alles grau in grau! Es ist etwas wärmer geworden, das Thermometer zeigt bereits am frühen Morgen 13 Grad. Die weitere Prognose für den heutigen Tag ist recht ernüchternd: Vormittags, zu Mittag und nachmittags Dauerregen, gegen 24:00 Uhr abklingen der Niederschläge und langsame Wetterbesserung bei abnehmender Mondphase. Bin mir noch gar nicht sicher, ob wir heute bis Illingen weiterfahren sollen, oder unseren schönen Stellplatz hier in Schwaigern für einen weiteren Tag in Beschlag nehmen. Unternehmen kann man heute sowieso nicht viel, der Kühlschrank ist gut gefüllt, also absolut keine Notwendigkeit um unnötige Hektik walten zu lassen. Mal abwarten was der andere Teil der Mannschaft für Ideen hat, wenn er denn mal aus seinem Schönheitsschlaf erwacht. Es ist kurz vor 12:00 Uhr. Der Dauerregen hat aufgehört und das Dunkelgrau des Himmels hat einem Hellgrau Platz gemacht. Bleiben wir nun hier oder machen wir uns auf den Weg nach Illingen? Die Entscheidung fällt uns sehr schwer. Hier haben wir einen perfekten Stellplatz mit Strom, Wasser, Toilette – alles was man sich als Wohnmobilist nur wünschen kann. In Illingen lockt natürlich das für 20:00 Uhr angesetzte Freiluftkonzert der milesTones – jener Partyband aus der Region, welche bereits seit 1999 die diversen Events hier aufrockt. Wenn es aber am Abend – wie vorhergesagt – wieder regnen sollte, wird das ein recht feuchter Spaß. Und dann, durchnässt bis auf die Haut im kalten WoMo sitzen, den Lärm der nicht immer ganz nüchternen Fans zu ertragen ist auch nicht gerade berauschend. Warten wir mal ab bis gegen 16:00 Uhr. Vielleicht klart es restlos auf und es wird doch noch was mit dem Open Air Konzert in Illingen. 14:30 Uhr – der Regen hat aufgehört und ich mach mich auf die Socken, denn ich will noch ein paar Tomaten und Milch einzukaufen. Allein es bleibt beim wollen. Hier in der Metropole Schwaigern ist am Samstag ab 14:00 Uhr alles zu. Also kehrt marsch marsch und schnell zurück zum WoMo, bevor der nächste Schauer hernieder geht. Der lässt auch nicht lange auf sich warten und ich schaffe es gerade noch trockenen Fußes nach Hause. Immer wieder kämpft sich ein bisschen Blau durch das Grau, dicht gefolgt von weiteren dunklen Regenwolken. Schlussendlich beschließen wir heute noch hier zu bleiben und erst im Laufe des morgigen Tages nach Illingen zu fahren.

30.06.2013
Es regnet nicht mehr, allerdings war es eine recht frische Nacht. Am Morgen hat es schlappe 9 Grad, aber die Prognose für die kommende Woche sieht recht gut aus. Wir bunkern noch Wasser und machen uns gegen 10:30 Uhr auf den Weg nach Illingen. Die knapp 50 km geht es recht beschaulich über Landstraßen, beschaulich deshalb, weil auf den letzten 8 km keiner bereit war die vor uns fahrende Dreschmaschine zu überholen. Auf dem angepeilten Stellplatz gefällt es uns nicht und wir machen einen kurzen Erkundungsgang. Na, da gibt es ja noch viel bessere Stellplätze. Also schnell nochmal das WoMo verholt und ab geht es in die Altstadt, wo das Dorf- und Kelterfest im Gange ist. Bei der kroatischen Gemeinschaft kehren wie ein und genießen Cevapcici und Pleskavica. Einfach wunderbar! Dazu ein Vierterl Plavac – oder waren es zwei? – und so gut gestärkt machen wir uns daran, die Amüsiermeile zu entdecken. Leider gibt es nicht mehr allzu viele Highlights und der original Elsässische Flammkuchen kann leider in keiner Weise überzeugen. Wir begeben uns zurück ins WoMo um ein wenig zu ruhen. Am späteren Nachmittag unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang in die Umgebung von Illingen bevor wir wieder zum Festgelände kommen. Ein schwäbischer Rentner kommt mit uns ins Gespräch und würde wohl heute noch mit uns „babbeln“, wenn wir nach einem ¼ Trollinger nicht weiter gezogen wären. Es wird langsam kühl und Gerti zieht dem Feuerwerk das warme Wohnmobil vor während ich mich mit einer warmen Jacke gerüstet noch einmal zum Festgelände begebe. Gegen 22:30 Uhr beginnt dann das Feuerwerk und dauert geschlagene 25 Minuten! Da könnte sich Mondsee für sein Seefest Feuerwerk was abschauen.

 
 
 
 
 
 
 

01.07.2013
Unser Stellplatz ist zwar zentrumsnah aber lag leider liegt er genau an jener Straße, die die Hauptzufahrt zum Industriegebiet ist. Ab 6:30 Uhr fahren die LKW direkt an uns vorbei und wir verschwinden von hier und machen uns auf zum Parkplatz des lokalen Lidl. Schnell noch Milch und Tomaten gekauft und schon geht es weiter nach Sachsenheim-Hohenhaslach. Hier, mitten drin im exzessiv betriebenen Weinbaugebiet, gibt es einen Panorama Rundwanderweg, welchen wir in Angriff nehmen. Zuerst geht es stets durch die Weinberge bis wir nach einer knappen Stunde mitten auf einer riesigen Streuobstwiese stehen. Gerti macht sich sofort über die zahlreichen, schwer mit Früchten beladenen Kirschbäume her. Gesättigt wird dann gemütlich der Rückweg angetreten, denn wir wollen heute noch weiterfahren bis zu den Felsengärten bei Besigheim. Besigheim ist eine bezaubernde mittelalterliche Fachwerkstadt mit erstklassigen Lokalen. Genau diesen wollen wir heute noch auf den Leib rücken. Um uns den notwendigen Appetit dafür zu holen, machen wir uns von unserem Stellplatz bei den Felsengärten zu Fuß ins 5 km entfernte Städtchen. Wir kehren wieder ein beim uns schon bestens bekannten Gasthof zum Hirschen, wo wir vor 2 Jahren so hervorragend bewirtet wurden. Leider lässt sich die Qualität von damals nicht einmal mehr erahnen! Die Preise sind dafür aber gestiegen. Leider kein Einzelfall. In so vielen touristischen Orten mussten wir schon feststellen, dass die Qualität nachlässt. Nun leider auch in Besigheim. Wir dackeln die 5 km zurück zum Wohnmobil und freuen uns bereits auf morgen, wenn wir den Felsengärten einen Besuch abstatten werden.

 
 
 
 
 
 

02.07.2013
Obwohl unser Stellplatz keine 5 Meter von der Landstraße entfernt ist hatten wir eine total ruhige Nacht. Hier werden des Abends gegen 20:30 Uhr die Gehsteige nach oben geklappt und selbst um 8:00 Uhr morgens ist noch kaum ein Bürger von Hessigheim zu sehen. Ich geh zum hiesigen Becker und mir begegnen kaum Leute. Der Ort ist wie ausgestorben. Ein kurzer Blick auf den Wetterbericht für die kommenden Tage mahnt uns, den heutigen Tag zu nutzen. Bereits morgen soll es wieder regnen und wir machen uns gegen ½ 10 Uhr auf in die Felsengärten. Hier herrscht beschauliche Betriebsamkeit, die Winzer sind in den Weingärten tätig, allerdings alles mit Ruhe und Muße. Wir schlendern durch die Weinberge, erfreuen uns über jeden der unzähligen Kirschbäume, deren Früchte prall und saftig uns bis in den Mund wachsen. Gestern haben wir noch bei Lidl ein Sonderangebot entdeckt, 100 Gramm Kirschen für 5,20 € und hier braucht man nur mal eben die leckeren Kirschen vom Baum zu pflücken. Die Bäume werden zwar sehr wohl abgeerntet, aber es werden so viele Früchte zur selben Zeit reif, dass die paar Kirschen die sich in unsere Mägen verirren den Bauern sicher keinen Schaden zufügen. Gegen Mittag kommen wir wieder bei unserem WoMo an und machen, der Wanderung Tribut zollend, erst einmal eine ausgiebige Pause. Die Campingstühle werden im kühlen Schatten aufgestellt und mit diverser Lektüre bewaffnet genießen wir den perfekten Nachmittag bis kurz vor 14:00 Uhr. Ringsum ziehen Wolken auf, es sieht fast nach Gewitter aus und wir wollen ja noch die kleine Wanderung durch die Neckarauen nach Hessigheim unternehmen. Schnell sind die Campingsessel verpackt, die Wandersandalen angezogen und schon stapfen wir wieder los, diesmal nicht entlang der massenhaft vorhandenen asphaltierten Radwege sondern wir folgen den kleinen Pfaden welche durch die Felder angelegt sind. Das Neckartal ist so unglaublich fruchtbar! Unmengen von Obstbäumen, dahinter Wein, dazwischen Getreide und Mais, Kartoffeln und vieles mehr. Kleine private Gärten sind ebenso vorhanden und es ist eine wahre Idylle durch die man hier stundenlang wandern kann. Wir machen nach 1 Stunde kehrt, es ist sehr schwül geworden und wer weiß wie lange noch das Wetter hält. Kurz vor unserem Stellplatz erleichtern wir noch einen alten Nussbaum um einiger seiner noch grünen Früchte. Das wird heuer ein richtig guter Nussschnaps. Als Belohnung für unsere sportlichen Ambitionen gibt es dann noch ein kleines, feines Apfelküchle – was wäre das Schwabenland ohne etwas Süßes? Es ist gegen 18:00 Uhr und anstelle des möglichen Gewitters kommt der Winzer mit seinem Minitraktor und besprüht die Rebstöcke neben unserem Stellplatz mit einer eigenartig riechenden Brühe. Wir machen sofort alle Fenster zu und ziehen einen weiteren Spaziergang der Giftwolke vor. Direkt neben unserem Platz befindet sich ein Kinderspielplatz, welcher heute besonders gut besucht ist. Die Eltern kommen mit ihren Kleinen zu Hauf und bringen auf handlichen Bollerwägelchen jede Menge Ess- und Trinkbares mit. Da versammelt sich wohl die kleine Gemeinde Hessigheim zu einem Fest. Wir latschen einmal mehr durch die Neckarauen, können den Verlockungen der Kirschbäume nicht widerstehen und entdecken einen netten kleinen Platz direkt am Fluss. Die Abendsonne zeichnet gerade besonders schöne Farben und wir gehen zurück zum WoMo um noch einmal den Fotoapparat zu holen. Das kleine Fest ist in vollem Gang und wir machen uns ein weiteres Mal auf zu den Felsengärten um das schöne Licht zu nutzen.

 
 
 
 
 

03.07.2013
Am Morgen beginnt es wie vorhergesagt zu regnen. Allerdings soll das schlechte Wetter nur heute anhalten und bereits ab Morgen wieder trocken und auch sonnig werden. Wir haben heute keine Eile, geht es doch nur in das 10 km entfernte Bietigheim. Gegen 10:00 Uhr fahren wir den uns bekannten und strategisch perfekt gelegenen Stellplatz an der Mühlwiesenstraße an. Es sind noch ein paar Plätze frei und wir nehmen jenen, der nur durch einen kleinen Fußweg von der Enz getrennt ist. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben machen wir uns mit Schirmen bewaffnet auf, die Altstadt heim zu suchen. Zuerst marschieren wir zum großen Intersport, denn Gerti ist auf der Suche nach einer Wanderhose. Die Hose wird gefunden und bis Freitag zur Seite gelegt. Man weiß ja nicht ob nicht noch in einem anderen Laden ein besseres Angebot auf uns lauert. Danach suchen wird das Kronezenter auf, wo endlich der lang ersehnte Matjeshering auf uns wartet. Beim Tourismusbüro kaufen wir uns noch die Tickets für das morgen beginnende Musikfestival „The Sound Of The City“. 5 Euro für 3 Tage großartigen Musikgenuss, wahrlich ein Schnäppchen! Auf dem Rückweg klappern wir noch die Gastronomie des Ortes ab und entdecken den Altstadtkeller, welchem wir heute Abend vielleicht noch einen Besuch abstatten werden. Es fängt wieder an zu Regnen und wir warten das schlechte Wetter im WoMo ab. Gegen Abend kommt die Sonne hervor und wir machen uns noch einmal auf den Weg. Entlang der Enz hat die Stadt eine wunderbare Naherholungszone errichtet und wir spazieren so eine Stunde, bevor wir uns zu den Fresstempeln Bietigheims begeben. Beim Altstadtkeller angekommen entscheiden wir uns dann aber doch hier nicht einzukehren, sondern schauen, was es sonst in der Altstadt noch an Alternativen gibt. Die Gastronomie ist hier stark vertreten, aber die Preise sind uns eindeutig zu hoch. In der Mittagszeit gibt es überall preiswerte Mittagsmenüs, aber am Abend wird ordentlich hingelangt. Ein Wiener Schnitzel um 18,50 muss nicht sein und so lassen wir das Abendessen einfach ausfallen. Wir haben in den letzten Tagen sowieso zu viel geschlemmt und da tut es uns ganz gut, einmal eine Mahlzeit ausfallen zu lassen.

 
 
 

04.07.2013
Das Wetter hat sich leider wieder verschlechtert und es regnet so leise vor sich hin. Da wir uns heute mit der Irmi treffen wollen, ist für uns eine Generalsanierung angesagt. Im beengten WoMo ist das natürlich etwas komplizierter als zu Hause im großen Bad. Wir sind mit dem Ergebnis aber recht zufrieden und treffen uns mit Irmi kurz nach 14:00 Uhr in ihrer hübschen Wohnung in Metterzimmern, grad mal 20 Gehminuten von unserem Standplatz entfernt. Irmi wartet mit einem wunderbaren Käsekuchen auf und schnell sind ein paar Stunden verplaudert. Bevor es heute Abend mit den Musikfestival losgeht besuchen wir gemeinsam noch eine Besenwirtschaft und kommen dann pünktlich beim ausgemachten Treffpunkt, der Kuh, an. Heute Abend sind mit von der Partie ein befreundetes Ehepaar von Irmi, ihr Bergführer aus Nepal vom letztjährigen Himalaja Treck sowie ein Freund von ihm. Schlag 19:00 Uhr stehen wir vor der Bühne und es geht auch schon los mit dem Musikprogramm. Während ich meinen Platz direkt vor der Bühne nicht mehr her gebe verzieht sich der Rest der Gang ein klein wenig weiter nach hinten, wo sie sich auch ein bisschen unterhalten können. Die Schwaben müssen immer ein bisschen schwätzen! Mir ist die Musik Unterhaltung genug und die Brüder Axel und Torsten Zwingenberger, die „Boogiewoogiebrothers“, geben gleich richtig Gas. Nur bewaffnet mit Piano und Drums verstehen die Brüder es, den echten Boogie Woogie auf die Bühne zu bringen. Um 21:30 Uhr folgt dann der zweite Gig des heutigen Abends, B.B. and the Blues Shacks. Mit einer Mischung aus Soul und R&B rocken die 5 Hildesheimer die Bühnen der Welt und haben es in 23 Jahren zu über 3000 Konzerten gebracht. Frontmann Michael Arlt gehört längst zur ersten Liga europäischer Blues- und Soulsänger. Sein Bruder Andreas Arlt, bekannt für seine kraftvolle und doch elegante Spielweise, wird inzwischen als „Weltklasse-Gitarrist“ gehandelt. Dennis Koeckstadt setzt an Klavier und Orgel gekonnt seine Akzente. Henning Hauerken (Kontrabass und E-Bass) und Schlagzeuger Bernhard Egger liefern den Drive und Groove, der das Publikum und mich in den Bann zieht. Als dass kurz vor Mitternacht die letzte Zugabe verklingt kehrt langsam wieder Ruhe in die Altstadt ein und ich freue mich schon auf Morgen. Tagsüber entführt uns Irmi ins benachbarte Stuttgart und am Abend werden uns ab 18:00 Uhr bis Mitternacht wieder 3 Bands so richtig einheizen.

 
 
 
 
 
 
 

05.07.2013
Um 10:00 Uhr holt uns Irmi ab und wir fahren zum Schloss Solitude im Westen Stuttgarts. Das Schloss mit seinen riesigen Außenanlagen lies 1763 Herzog Carl Eugen von Württemberg in Fronarbeit von seinen Untergebenen, den Bauern der umliegenden Dörfer, errichten. Er verlor jedoch bald Gefallen an seinem Jagdschloss, in welchem er mit dem Hochadel aus ganz Europa rauschende Feste feierte und Großjagden veranstaltete. Bereits 1770 wurde hier die Karlsschule untergebracht, welche 1781 als „hohe Karlsschule zu Stuttgart“ zur Universität erhoben wurde. Auch Friedrich von Schiller verbrachte hier einige Jahre als Student. Wir wandern durch den sehr weitläufigen Park bis zum Bärenschlössle, einem weiteren, kleineren Refugium derer zu Württemberg, welche aber eher als Lustschloss diente als der Jagd. Unzählige Wander- und Radwege durchziehen den Forst und man vergisst völlig, dass man sich in unmittelbarer Nähe der Großstadt Stuttgart befindet. Wir wandern durch die wunderbare Landschaft und Irmi erzählt uns alles über ihren letztjährigen Himalaja Treck. Gegen 13:30 Uhr fahren wir wieder nach Bietigheim und legen kurz die Füße in unserem rollenden zu Hause hoch, bevor wir zu Irmi gehen, die uns zu original schwäbische Maultaschen eingeladen hat. Bereits beim Eingang nehmen wir den herzhaften Duft aus der Küche war und genießen kurz darauf die eine große Portion des schwäbischen Lebenselixiers. Kein Vergleich zu den in den Touristenhochburgen gereichtem Essen. Man schmeckt die Handarbeit des örtlichen Metzgers und die liebevolle Zubereitung mit Spinat und Pilzen rundet dieses einfache aber köstliche Mahl ab. Dazu ein Gläschen Rosé, gekeltert aus den Weinsorten der Umgebung, Herz und Magen was willst du mehr. Danach schauen wir uns noch einen selbstgedrehten Film vom Trecking an und werden somit zumindest optisch Zeuge dieses sicher unvergesslichen Urlaubs von Irmi. Voller toller Eindrücke und pappsatt mach ich mich auf den Weg zur Bietigheimer Bühne, wo pünktlich ab 18:00 Uhr wieder die Musik im Vordergrund steht. Die B.B.s (Georg Schroeter und Marc Breitfelder) haben als erste Europäer die International Blues Challenge in Memphis, USA, den weltweit größten Bluesmusiker-Wettbewerb, gewonnen und den Award 2011 erstmalig in der 27-jährigen Geschichte des Award aus dem Mutterland des Blues nach Europa entführt. Am Schlagzeug werkt einmal mehr der unvergleichliche Torsten Zwingenberger, welcher bereits gestern zusammen mit seinem Bruder Axel als die „Boogiewoogiebrothers“ die Bühne gerockt haben. Marc Breitenfelder versteht es wie kein anderer, der Mundharmonika echten Soul und Blues zu entlocken. Würde man ihn nicht mit zig Mundharmonikas bewaffnet in Action sehen, man würde glauben Trompeten, Saxophone und Posaunen zu hören. Oder ist da doch eine Klarinette im Einsatz? Als absolutes Kontrastprogramm treten im Anschluss die „Polkaholix“ auf. Sie schütteln den Kalk aus jedem Polka-Klischee. Die Band besteht aus acht berühmt berüchtigten Berliner Szenemusikern, die sich zu ihrem fortgeschrittenen Polkaholismus offen bekennen. Nach Einstiegsdrogen wie Rock, Ska, Balkanmusik, Folk, Salsa und Klezmer wird es noch schlimmer und sie werden vom Polkatakt komplett abhängig. Dabei schreckt die Band vor Nichts zurück und gemäß ihrem Motto „we are on a mission of Polka“ arrangiert sie so manches, was man in seinen kühnsten Vorstellungen nicht als Polka tauglich ansehen würde. So entsteht nicht nur originelle Musik, sondern auch beste Unterhaltung fern ab vom Musikantenstadl. Doch damit ist die Kreativität der Polkaholix noch lange nicht erschöpft! Der abgedrehte Mix aus neu und alt schlägt eine Brücke über die Generationen und macht damit die Band kultig sowohl bei Achtzehn- wie bei Achtzigjährigen. Oder liegt es auch an der Alterspyramide der Band, die vom Mann mit schneeweißem Haar an der Quetschkommode bis zum coolen Youngster breit gefächert ist? Wer einmal die Möglichkeit hat diese Gruppe live zu erleben – hingehen und mitreißen lassen! Als dritter und letzter Gag des heutigen Abends stehen die „Silver Beatles“ auf dem Programm. Sie sehen aus wie die Beatles, sie bewegen sich wie die Beatles, sie klingen wie die Beatles. Und mit dem typischen Humor der vier weltberühmten Liverpooler erobern sie sich die Herzen der Fans. Wenn die „Silver Beatles“ mit Songs wie „Let it be“, „Help“, „Penny Lane“ oder „Hey Jude“ auf der Bühne stehen, scheint die Zeit um 50 Jahre zurückgedreht. Und wenn tausend Kehlen ihr „Yeah, yeah, yeah“ erwidern, ist das Gestern ganz nah, dann liegt ein Hauch Revolution in der Luft. Deshalb ist sich die Fangemeinde einig: Die vier erstklassigen Musiker aus Großbritannien, Australien und Deutschland verkörpern John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr so täuschend echt, dass man sich in einem Konzert der wahren Beatles glaubt. Erst weit nach Mitternacht endet unter tosendem Applaus der Auftritt der Vier und das auch nur, weil das Ordnungsamt mit Argusaugen und –ohren darüber wacht, dass gegen 1:00 Uhr Ruhe einkehrt in den sonst so beschaulichen Altstadtkern von Bietigheim.

 
 
 
 
 
 
 
 
 

06.07.2013
Es ist bereits kurz nach 9:00 Uhr als wir langsam munter werden. Jetzt heißt es sich aber sputen, denn heute unternehmen Gerti und Irmi einen Shoppingtrip nach Stuttgart und pünktlich um 10:00 Uhr geht es für die Beiden los. Ich hab noch Schonfrist bis Mittag und nutze die Zeit den Bericht zu verfassen. Heute ist Großkampftag bei der Bühne angesagt! Nicht weniger als 5 Bands werden ab 12:00 Uhr bis weit nach Mitternacht die Altstadt rocken und ich werde keine Minute davon versäumen! Als ich dann kurz vor 12:00 Uhr die Altstadt erreiche schallen mir bereits die so vertrauten Klänge von Otis Redding’s „what a wonderfull world“ entgegen. Die „Steam Boat Rats Band“ aus der Schweiz ist bereits an der Arbeit. Satte Arrangements (größtenteils aus der Feder des musikalischen Leiters Rolf Häsler), atemberaubende Soli, gediegene Balladen und groovige Gesangsnummern garantieren dem anspruchsvollen Liebhaber von traditionellem und swingendem Jazz abwechslungsreiche Musik. Ein wahres Fest für die Ohren. Jetzt, zur Mittagszeit haben sich leider noch nicht so viele Zuhörer eingefunden und die Musiker sind dankbar für jeden begeisterten Jazzfan. Während ihrer kurzen Pause komme ich schnell mit ihnen ins Gespräch und die sonst als so wortfaul bekannten Schweizer sind für ein kleines Schwätzchen schnell zu haben. So deponiere ich meinen Wunsch nach „on the dock of the bay“ wird nach der Pause gerne nachgekommen und es ist für mich abermals die Bestätigung dafür, dass es richtig war hier her zu kommen und sich stundenlang vor der Bühne die Füße in den Bauch zu stehen. Nach den „Rats“ erwarten mich „Swamp“, die wie eine Praline aus zartbitterer Schokolade und feurigem Chili die Leute in Ihren Bann ziehen. Aus den Sümpfen und Bayous Louisianas kommen die musikalischen Vorbilder der Band, deren Mitglieder aus Amsterdam und Groningen stammen. Zydeco, Cajun und Swamp-Pop erster Güte sind ihr Markenzeichen, aber auch Tex-Mex und Ausflüge in die Karibik gehören zum Programm. Was soll ich lange erklären, schaut euch das Video an! Als nächstes folgt die Kai Strauss Band, welche mich persönlich leider nicht überzeugen kann. Macht ja nichts, macht gar nichts, den anderen hat es gefallen und die haben auch fleißig applaudiert. Ich hab mich ein wenig den kulinarischen Genüssen gewidmet und prompt übersehen, dass bereits der Soundcheck von Jean Shy und deren Guys fast abgeschlossen ist. Als ich am Paulaner Stand mir ein hefetrübes Weißbier schmecken lasse, dröhnen bereits die ersten Akkorde von Jean durch die Altstadt Bietigheims. Selbst der schnellste Sprinter würde es nicht mehr schaffen, einen Platz direkt vor der Bühne zu ergattern. Und Freunde eins ist schon klar; wenn du den Bass und Rhythmus nicht unmittelbar vor der Bühne praktisch körperlich wahrnimmst, könntest du ja auch einfach das Radio aufdrehen. Also höre ich mir Jean aus 100 m Entfernung an und hab‘s dann richtig eilig um wieder nach vorne zur Bühne zu gelangen, als der Soundcheck zum letzten Gig stattfindet. Unter dem Motto „From Memphis to Motown“ geigt die Band rund um Tommy Schnaller auf. Als Vocal Artist sind Theresa Burnette und Butch Williams im Einsatz. Vor allem Butch Williams verstand es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und erst spät nach Mitternacht endete dieser Finale Akt in einer wahren Partyorgie. Würden die Ordnungshüter von Bietigheim nicht so streng sein, wir würden wahrscheinlich bis in die Morgenstunden gefeiert haben. Resümee der 3 Tage „Best of Music“: unglaublich, faszinierend, einzigartig. Ganz egal welches Thema 2015 ganz oben auf der Festschrift stehen wird, ich komme!!! Müde, flasht, stoned und überglücklich falle ich ein letztes Mal weit nach Mitternacht in die Falle. Schlussvorhang – Sendepause!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

07.07.2013
Dass die letzten Tage geschlaucht haben merken wir daran, dass der Morgen jeden Tag später beginnt. Heute werden wir so gegen 9:30 Uhr aktiv – macht ja nichts – wir wollen uns ja nur in Richtung Heimat begeben. Immer noch liegt uns ein leichtes „I’m a Soulman“ in den Ohren und auf den Lippen und so machen wir uns daran, südlichere Gefilde zu erreichen. Als Rückweg hab ich heute die südliche Route über das Ostallgäu ausgewählt. Bei Ulm geht es also nicht nach Augsburg sondern auf der A7 direkt Richtung Süden. Über Kempten, Murnau und Bad Tölz nähern wir uns mehr und mehr Salzburg, machen aber bei Rosenheim noch einen Schwenker nach rechts um in der Grenzstadt Kiefersfelden unseren Ruheplatz für die Nacht zu beziehen. Der geneigte Leser mag sich die Frage stellen: wieso nach Kiefersfelden fahren wenn man ja schon fast zu Hause ist? Die Antwort ist ganz profan: In Kiefersfelden gibt es den Gasthof zur Post und der hat einen Schweinsbraten in dunkler Biersauce mit Semmelknödel und gemischtem Salat. Dazu eine Halbe – die Welt ist so schön. Ja, auch die Bayern wissen zu genießen, ebenso wie die Schwaben und der bzw. die/der eine oder andere MondseerIn auch. (Die Schreibweise ist fürchterlich, entspricht aber der neuen deutschen Rechtschreibung und sonstigen abstrusen Regeln) Im Wohnmobil verzieht sich ein jeder in sein Refugium und während im Damentrakt noch Schokorosinen genascht werden, werden einen Stock tiefer noch ein paar Gläschen Dornfelder verhaftet.

 

08.07.2013
Gegen 8:00 Uhr erwacht Kiefersfelden indem riesigen Baggern ein abgerissenes Haus entsorgen. Direkt hinter unserem Stellplatz ist eine Großbaustelle und die Geräusch- und Staubkulisse veranlassen uns schnell das Weite zu suchen. Ein schneller Kaffee, ein halbes Butterbrot und schon sind wir wieder auf der Autobahn Richtung Salzburg. Der Verkehr hält sich in Grenzen und wir kommen gut voran. In Salzburg bekommt unser WoMo eine fette Ladung Diesel und wenige Minuten später sind wir wieder in Mondsee. Die Räder – ja, wir haben die Fahrräder über 1000 km durch die Gegend spazieren gefahren – werden schnell in die Garage verbracht und schon geht es ab ins Winterlager unseres Wohnmobils. Winterlager klingt vielleicht ein wenig verfrüht, aber angesichts unserer Baustelle ist heuer Urlaub ein wenig klein geschrieben. In den vergangenen 2 Wochen wurde der Vollwärmeschutz angebracht, der Außenputz aufgebracht, der Estrich gelegt und die Elektriker sind bereits an der Feinmontage. Ob wir zwischen den Malerarbeiten, dem Bodenlegen, der Errichtung der Terrasse und anderen Arbeiten noch einmal Zeit zum Reisen haben wissen wir nicht. Dass wir aber im September noch einmal kurz für 4 Tage an den Gardasee fahren steht bereits fest und vielleicht geht sich doch noch vorher ein kleiner Kurzurlaub aus. Ich werde berichten!